4. Osteopathische Prinzipien und Philosophie
Der menschliche Körper gleicht einem Fluss.
Alles was lebt, fliesst.
Blätter und Zweige können in den Fluss hineinfallen und Hindernisse bilden. Diese können zu Staus und Blockaden führen. So kann eine Verspannung des Zwerchfells den venösen und lymphatischen Rückfluss aus der unteren Körperhälfte nach oben hin behindern.
Der Körper ist eine Einheit.
Diese Einheit kann man nicht in einzelne, voneinander unabhängige Teile zerlegen und behandeln. Schon Hippokrates, der Vater der Medizin, sah den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele, die zueinander in Wechselwirkung stehen. Der Mensch als feinster Ausdruck der Schöpfung wird auch in seiner philosophischen und spirituellen Dimension angenommen.
Auf körperlicher Ebene können 3 Systeme unterschieden werden:
- Der Bewegungsapparat mit seinen Knochen, Gelenken, Wirbeln, Bändern, Muskeln und deren Hüllen, Faszien, Sehnen usw. Hier kommt die parietale Osteopathie (vergleichbar mit Chiropraktik und Chirotherapie) zum Einsatz.
- Die inneren Organe mit ihren Blut- und Lymphgefässen, Umhüllungen, Aufhängungen sowie steuernden Nerven: die viszerale Osteopathie (Osteopathie der Eingeweide).
- Das Nervensystem mit seinen Blutgefässen, Hüllen und Befestigungen (Schädel, Wirbelsäule, Kreuzbein) und der Gehirnflüssigkeit mit den Häuten und Membranen der sie umgebenden Räume sowie ihrem eigenen Rhythmus: die cranio-sakrale Osteopathie.
Diese 3 Systeme brauchen ein harmonisches Gleichgewicht und beeinflussen sich gegenseitig. Dieses individuelle Gleichgewicht heisst Gesundheit.
Kein Teil funktioniert für sich alleine.
Ein lokaler Schmerz kann in einem der 3 Systeme seine Ursache haben. Beschwerden können woanders auftreten als ihr Ursprung liegt. Herzkrankheiten können sich im linken Arm oder der linken Schulter bemerkbar machen.
Nierenprobleme können Schmerzen in der Leistengegend erzeugen, Magenkrankheiten zu Beschwerden zwischen den Schulterblättern führen, Kopfschmerzen ihren Ursprung im Nacken haben oder blutdruckbedingt sein.
Abnormaler Druck in einer Körperregion erzeugt abnormalen Druck in einer anderen Körperregion. Dadurch können sich Funktionsstörungen verlagern.
Das erklärt, warum der Osteopath auch an Stellen untersucht und eingreift, an denen gar keine Symptome sind.
Der Körper ist imstande, sich selbst zu regulieren, gesund zu erhalten und zu heilen. Er hat enorme Selbstheilungskräfte.
Der Körper wurde geschaffen als Gottes Apotheke.Dr.Still