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2. Zur Therapie

Die Fähigkeit, auch überwältigende Erfahrungen zu meistern und zu verdauen, ist uns angeboren
Dr. Peter Levine

Die Aufarbeitung des Traumas in der Methode nach Dr. P. Levine erfolgt durch Gewahrwerden und Beobachtung der körperlichen Reaktionen. Unser Körper ist das Wahrnehmungsinstrument und der Resonanzboden.

Unsere innere Körperwahrnehmung wird ausgebaut und geschult:

  • Wir lernen, körperliche Empfindungen einfacher Art wahrzunehmen und als Antennen für die Signale des Nervensystems zu benutzen.
  • Wir spüren, wie die physiologischen Reaktionen unseres Nervensystems mit Stress und Bedrohung fertig werden.
  • Erstarrte, unvollständige Abwehrreaktionen werden zu Ende gebracht. Blockierte biologische Rhythmen und Prozesse kommen schrittweise und langsam wieder in Fluss.

Das Trauma war zu viel, zu schnell, zu plötzlich:

Deshalb wird die „eingefrorene“ Energie „aufgetaut“ und abgeschmolzen (De-Aktivierung):

  • fein dosiert, häppchenweise und in kleinen Schritten (im Gegensatz zu dem Zu-viel)
  • langsam (im Gegensatz zu dem Zu-schnell)
  • und unter ständiger Aufmerksamkeit und Kontrolle des Klienten (im Gegensatz zu dem Zu-plötzlich)

Die unvollständige Antwort des Organismus auf eine als bedrohlich erfahrene Situation wird komplettiert.

Die biologischen Prozesse können sich vervollständigen und zur Ruhe kommen. Das Nervensystem findet auf sanfte Weise zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurück. Vom „Ich-kann-nicht-mehr“ (= Kollaps) oder „Ich-kann-nicht-anders“ (= die Sicherung springt raus) kehren wir in den „Ich-kann“ – Bereich zurück und erweitern ihn. Wer die Sicherheit hat, sich selbst wirksam aus Schwierigkeiten befreien zu können, sieht sich nicht mehr als Opfer der Verhältnisse oder Spielball des Geschehens (Selbst-Ermächtigung).

Das traumatische Ereignis wird gewissermaßen neu verhandelt. Die Beschwerden werden von der Vergangenheit entkoppelt. Wir erwerben quasi einen „Führerschein“ für unser Nervensystem und unsere nach Maß geschneiderte Entspannungs- Methode. Das Aufspüren und Wiederbeleben der biologischen Abwehrkräfte kann uns unterstützen, aus dem Gefangensein durch Lähmung und Erstarrung in die Welt von Lebenslust und zum Ja zum Leben zurückzufinden.

Entdecken und Benutzen unserer Ressourcen erlaubt uns, aus der Position von Stärke und Kraft heraus Schwierigem und Unbekanntem zu begegnen. Ressourcen sind heilsame Potentiale, die in uns allen schlummern. Es sind die Kraftquellen, die uns zu erkennen helfen, was gut für uns ist, was wir brauchen.

Sie lösen eine Entspannungsreaktion aus und können von außen völlig unspektakulär aussehen. Sich darauf zu konzentrieren kann im Gehirn neue Vernetzungen entstehen lassen, die zu Sicherheits- und Entspannungsgefühlen führen.

Die größte Ressource ist, dass wir leben und uns unserer Ressourcen bewusst sein können.

Das Ereignis und sein Kontext müssen nicht unbedingt besprochen werden, wenn es emotional zu belastend erscheint oder eine bewusste Erinnerung fehlt. Respekt vor den Grenzen vermeidet die Gefahr einer Re-Traumatisierung oder Überflutung. Die Behandlung ist als Kurzzeit-Therapie über einige Monate angelegt. Sie lässt sich gut mit anderen Therapie-Methoden kombinieren. Manchmal ist eine begleitende klassische Psychotherapie erforderlich.